Innerhalb weniger Tage wurden in Niedersachsen drei Frauen mutmaßlich von ihren (Ex-)Partnern getötet – in Goslar, Varel und Nienburg. Die Tatverdächtigen befinden sich in Untersuchungshaft. Alle drei Fälle deuten auf gezielte Gewalttaten im privaten Umfeld hin. Diese Form geschlechtsspezifischer Gewalt wird zunehmend als Femizid bezeichnet – ein Begriff, der auf die strukturelle Dimension dieser Verbrechen aufmerksam macht.
Frauenrechtsorganisationen und Teile der Politik fordern verstärkte Schutzmaßnahmen. Terre des Femmes plädiert für die bundesweite Einführung der elektronischen Fußfessel, um bekannte Gefährder zu überwachen – eine Maßnahme, die in Niedersachsen noch gesetzlich verankert werden muss. Auch die CDU fordert ein schnelleres Vorgehen. In einem der aktuellen Fälle wurde ein Annäherungsverbot missachtet – mit tödlichen Folgen.
Niedersachsens Innenministerin kündigte an, die elektronische Überwachung nach spanischem Vorbild ins Landesrecht zu integrieren. Doch Expertinnen wie Sina Tonk von Terre des Femmes betonen: Ohne begleitende Gefährdungseinschätzungen und begleitende Maßnahmen bleibt der Schutz lückenhaft. Viele Täter sind bereits zuvor durch Gewalt, Stalking oder Kontrolle aufgefallen – rechtliche Warnsignale, die häufig nicht konsequent genug bewertet werden.
Statistisch gesehen stammen die meisten Tatverdächtigen bei Partnerschaftsgewalt aus der Mehrheitsgesellschaft. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund entspricht weitgehend deren Bevölkerungsanteil. Zentral für das Entstehen von Femiziden sind nach Erkenntnissen der Fachleute patriarchale Besitzansprüche, die in allen gesellschaftlichen Gruppen vorkommen. Das zeigt: Gewaltprävention muss strukturell und umfassend ansetzen.
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