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Harburg (Kreis)
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Gewalt gegen Frauen: Polizei meldet deutlichen Anstieg

Die aktuelle Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) verdeutlicht: Gewalt gegen Frauen nimmt in nahezu allen Deliktsbereichen zu. Das Bundeslagebild 2024 liefert wichtige Erkenntnisse zur polizeilich registrierten geschlechtsspezifischen Gewalt und soll dazu beitragen, Prävention und Strafverfolgung gezielt zu verbessern.

Zentrale Befunde

2024 wurden in fast allen betrachteten Straftatbereichen mehr weibliche Opfer gezählt:

  • Sexualstraftaten: 53.451 weibliche Opfer (+2,1 %).
  • Häusliche Gewalt: 187.128 betroffene Frauen (+3,5 %).
  • Digitale Gewalt: 18.224 weibliche Opfer (+6,0 %).
  • Frauenfeindliche politisch motivierte Straftaten: 558 Fälle (+73,3 %).
  • Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung: 593 Opfer (+0,3 %).
  • Tötungsdelikte in Paarbeziehungen: 308 Opfer (–9,4 %), weiterhin über 80 % aller registrierten Opfer in diesem Bereich.

Sexualisierte und häusliche Gewalt als große Belastungsfelder

Der Großteil der registrierten Opfer sexualisierter Gewalt ist weiblich (rund 86 %). Viele Betroffene sind minderjährig. Die häufigsten Delikte sind sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch.

Auch häusliche Gewalt bleibt ein gravierendes Problem: Rund 70 % der Opfer sind Frauen. Die Zahl der Tatverdächtigen steigt ebenfalls.

Digitale Gewalt nimmt weiter zu

Gewalt im Netz – Stalking, Bedrohungen, Cybergrooming – trifft zunehmend Frauen und Mädchen. Sie wirkt oft gemeinsam mit analoger Gewalt und führt zu erheblichen psychischen Belastungen.

Menschenhandel und Ausbeutung

Nach wie vor sind Frauen und Mädchen die Hauptbetroffenen sexueller Ausbeutung. Täter nutzen häufig emotionale Abhängigkeit, etwa durch die sogenannte „Loverboy-Methode“.

Ursachen: Hass, Rollenbilder, Online-Radikalisierung

Gewalt gegen Frauen entsteht häufig in einem Umfeld, das Gleichberechtigung ablehnt. Hassinhalte und Falschinformationen im Internet verstärken diese Einstellungen und können Gewaltbereitschaft fördern.

Dunkelfeld deutlich größer

Die BKA-Dunkelfeldstudie zeigt: Viele Taten werden nicht angezeigt – oft aus Angst, Scham oder Abhängigkeit. Besonders Partnerschaftsgewalt hat eine sehr niedrige Anzeigequote von unter fünf Prozent.

 

Präventions- und Hilfsangebote

Wichtige Anlaufstellen für Betroffene und Unterstützende:

  • Akute Gefahr: Polizei 110
  • Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 116 016 (rund um die Uhr, anonym, 19 Sprachen)
  • WEISSER RING – Opferhilfe: Telefon 116 006, Onlineberatung
  • Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“: 116 111
  • Hilfetelefon bei sexualisierter Gewalt: 0800 22 55 530
  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222
  • ProPK – Polizeiliche Kriminalprävention: Informationsportal zu Sicherheit und Schutz
  • App „Gewaltfrei in die Zukunft“: Hilfen und Informationen bei häuslicher Gewalt

Wesentliche Präventionshinweise

  • Vertrauen Sie Ihrem Gefühl: Frühe Warnsignale von Gewalt ernst nehmen.
  • Sprechen Sie mit Vertrauenspersonen, bevor sich Situationen zuspitzen.
  • Dokumentieren Sie Vorfälle – auch digitale Angriffe.
  • Nutzen Sie Beratungsangebote anonym, wenn nötig.
  • Wenden Sie sich bei akuter Gefahr sofort an die Polizei.
  • Unterstützen Sie Betroffene im Umfeld, indem Sie zuhören und Hilfewege aufzeigen.
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