Die Polizeiliche Kriminalstatistik in Niedersachsen für 2024 zeigt einen Anstieg von neun Prozent bei den gemeldeten Fällen häuslicher Gewalt. Welche Ursachen hat diese Entwicklung? Experten und Fachkräfte äußern sich unterschiedlich dazu, wie dieser Anstieg zu bewerten ist.
Im Jahr 2024 wurden in Niedersachsen über 32.500 Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet, bei denen Frauen Opfer von Partnern oder Ex-Partnern wurden. Dazu gehören physische Gewalt, Drohungen und versuchte Tötungsdelikte. Insgesamt wurden 29 Frauen getötet und 54-mal versuchten Täter, zu Hause einen Mord zu begehen. Laut der niedersächsischen Innenministerin, Daniela Behrens (SPD), zeigt der Anstieg, dass immer mehr Menschen Vertrauen in die Polizei haben und bereit sind, häusliche Gewalt anzuzeigen. "Mehr Taten sind jetzt im sogenannten Hellfeld", so Behrens, was bedeutet, dass Gewalt häufiger gemeldet wird als in der Vergangenheit.
Kriminologe Thomas Bliesener sieht die steigenden Zahlen als Zeichen für eine veränderte Wahrnehmung von Gewalt. "Besonders im Bereich häuslicher Gewalt ist eine größere Sensibilisierung der Bevölkerung erkennbar", erklärt Bliesener. Dies führe dazu, dass auch Nachbarn und Außenstehende Gewalt melden, die zuvor möglicherweise unbemerkt geblieben wäre.
Die Opposition sieht die steigenden Fallzahlen jedoch als besorgniserregend. Der innenpolitische Sprecher der CDU, André Bock, fordert dringende Maßnahmen, darunter die Einführung der elektronischen Fußfessel für Täter häuslicher Gewalt. Laut Bock sollte die Landesregierung dringend gesetzliche Grundlagen für die elektronische Überwachung von Tätern schaffen, um weitere Gewalttaten zu verhindern.