Viele Opfer von Betrug, Gewalt oder Missbrauch gehen aus Scham nicht zur Polizei. Dabei spielt das direkte Umfeld eine entscheidende Rolle. Fehlendes Verständnis und Vorurteile können das Leid der Betroffenen zusätzlich verstärken.
Opfer berichten häufig, dass sie nicht nur mit der Tat, sondern auch mit negativen Reaktionen aus ihrem Umfeld zu kämpfen haben. Gerade bei Betrugsfällen werden ihnen Vorwürfe gemacht: "Wie kann man so naiv sein?"
Noch schwerwiegender sind Schuldzuweisungen gegenüber Opfern sexueller Gewalt oder häuslicher Übergriffe. Fragen wie "Hast du ihn provoziert?" oder "Warum bist du mitgegangen?" verstärken die Scham und erschweren den Gang zur Polizei.
Scham ist oft geprägt durch die Angst vor der Reaktion anderer. Besonders in kleineren Gemeinschaften fürchten Opfer, dass eine Anzeige negative soziale Konsequenzen haben könnte. Manchmal wird sogar innerhalb der Familie Druck ausgeübt, um eine Anzeige zu verhindern, etwa mit Aussagen wie: "Dann kann Oma nicht mehr zum Einkaufen gehen."
Viele Täter machen sich die Scham ihrer Opfer gezielt zunutze. Beim Cybergrooming werden beispielsweise Kinder und Jugendliche mit zuvor freiwillig gesendeten Bildern erpresst. Beim Love- oder Romance-Scam nutzen Betrüger die Einsamkeit von Menschen aus, um sie finanziell zu schädigen. Die Angst, als naiv oder leichtgläubig zu gelten, führt dazu, dass viele Fälle nicht gemeldet werden.
Ein offenes und unterstützendes Umfeld kann dazu beitragen, dass sich Opfer trauen, Hilfe zu suchen und Gerechtigkeit einzufordern.