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Schockanrufe: Warum nicht nur ältere Menschen betroffen sind

Schockanrufe sind eine perfide Betrugsmasche, bei der Anrufer Druck aufbauen, um an hohe Geldsummen zu gelangen. Während bisher vor allem ältere Menschen betroffen waren, fallen zunehmend auch junge Erwachsene auf diese Täuschung herein. Moderne Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) machen die Betrugsversuche noch überzeugender.

Täuschend echte Schockanrufe – ein Beispiel

Ein besonders eindrücklicher Fall zeigt, wie skrupellos die Täter vorgehen und moderne Technologien nutzen, um ihre Opfer zu täuschen.

Die 28-jährige Lisa M. aus München erhielt eines Abends einen Anruf von einer unbekannten Nummer. Als sie abhob, hörte sie die aufgelöste Stimme ihres Vaters: „Lisa, ich bin in einen schrecklichen Unfall verwickelt – es gibt einen Toten!“ Die Stimme klang echt, voller Panik und Verzweiflung. Doch schon nach wenigen Sekunden übernahm ein angeblicher Polizeibeamter das Gespräch. Er erklärte ihr mit ruhiger, bestimmender Stimme, dass ihr Vater einen schweren Autounfall verursacht habe. Um eine Untersuchungshaft abzuwenden, müsse sie eine Kaution von 30.000 Euro zahlen – sofort.

Lisa war völlig überrumpelt. Die Stimme ihres Vaters klang genau wie immer, sie erkannte keinen Betrug. Zudem wurde sie durch den angeblichen Beamten massiv unter Druck gesetzt. Man habe keine Zeit zu verlieren, die Kaution müsse innerhalb einer Stunde übergeben werden. Die Täter gaben ihr genaue Anweisungen, wie sie das Geld beschaffen sollte: Sie solle sofort zur Bank gehen und unter einem Vorwand eine hohe Summe abheben. Da Lisa durch den Schock kaum klar denken konnte, folgte sie den Anweisungen.

Nach der Abhebung erhielt sie erneut einen Anruf. Ein Kurier würde das Geld abholen, sagte der vermeintliche Polizist. Kurz darauf klingelte es an ihrer Haustür, und ein Mann, der sich als Justizmitarbeiter ausgab, nahm das Bargeld entgegen. Erst Stunden später, als sie sich beruhigt hatte und ihre Familie kontaktierte, wurde ihr das Ausmaß des Betrugs bewusst: Ihr Vater war nie in einen Unfall verwickelt gewesen – sie war Opfer einer Schockanruf-Masche geworden.

So funktioniert die Betrugsmasche

Die Täter setzen ihre Opfer mit emotionalem Druck unter Stress. Häufig behaupten sie, ein naher Angehöriger sei in Not – etwa durch einen Unfall oder eine Notoperation im Ausland – und benötige dringend Geld. Dabei nutzen sie verschiedene Taktiken:

  • Lange Telefonate: 
    Die Opfer werden stundenlang am Telefon gehalten, um keinen Raum für Zweifel zu lassen.
  • Glaubwürdige Fake-Identitäten: 
    Betrüger geben sich als Behördenvertreter aus oder setzen KI-gestützte Stimmen ein, die täuschend echt klingen.
  • Geschickte Manipulation: 
    Durch ständige Wiederholung und Angsterzeugung wird das Opfer zur Übergabe des Geldes gedrängt.

Warum künstliche Intelligenz den Betrug noch gefährlicher macht

Durch KI können Betrüger Stimmen täuschend echt nachahmen. Mithilfe öffentlich zugänglicher Sprachaufnahmen aus sozialen Netzwerken können sie glaubhafte Audioaufnahmen erstellen. In einigen Fällen kombinieren sie diese mit manipulierten Videos oder gefälschten Nachrichten.


So kann man sich schützen

  • Misstrauisch bleiben: 
    Keine sensiblen Informationen am Telefon preisgeben.
  • Gespräch sofort beenden: 
    Nicht auf Forderungen eingehen und das Telefonat abbrechen.
  • Rückruf an bekannte Nummern: 
    Den angeblichen Angehörigen oder eine Vertrauensperson direkt kontaktieren.
  • Kein Geld oder Wertsachen übergeben: 
    Behörden fordern niemals telefonisch Bargeld.
  • Verdächtige Anrufe melden: 
    Im Zweifel den Vorfall umgehend an offizielle Stellen weitergeben.

Schockanrufe setzen auf Panik und Zeitdruck – wer ruhig bleibt und skeptisch hinterfragt, kann sich vor dieser Betrugsmasche schützen.

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