Direkt zum Inhalt
Harburg (Kreis)
Menü

Alarmierende Entwicklung: Mehr häusliche Gewalt in Niedersachsen

Deutlicher Anstieg in Niedersachsen

Die Zahl der registrierten Fälle häuslicher Gewalt ist in Niedersachsen im Jahr 2024 um 12,3 Prozent gestiegen – das ist der höchste Anstieg im bundesweiten Vergleich. Über 30.000 Betroffene wurden im Land polizeilich erfasst. Häufig handelt es sich bei den Täterinnen und Tätern um Partner, Ex-Partner oder Angehörige. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Fachstellen warnen zudem vor einer hohen Dunkelziffer, da viele Opfer aus Angst oder Scham keine Anzeige erstatten.

Innenministerin Daniela Behrens (SPD) erklärte dazu:
„Die steigende Zahl der Fälle häuslicher Gewalt treibt mich massiv um. Gewalt in den eigenen vier Wänden ist keine Privatsache – es sind Straftaten, gegen die der Staat entschieden vorgehen muss. Niedersachsen wird hier nicht tatenlos zusehen.“

Bundesweite Rangliste: Niedersachsen vorn, einige Länder mit Rückgang

Im Bundesländervergleich zeigen sich teils deutliche Unterschiede:

Stärkste Anstiege:

  • Niedersachsen: +12,3 % (30.209 Opfer)
  • Schleswig-Holstein: +8,8 % (9.342 Opfer)
  • Baden-Württemberg: +8,7 % (27.841 Opfer)
  • Thüringen: +7,5 % (7.040 Opfer)
  • Brandenburg: +7,4 % (6.790 Opfer)
  • Sachsen-Anhalt: +6,0 % (8.735 Opfer)

Geringste Zunahmen:

  • Hessen: +1,4 % (15.902 Opfer)
  • Bayern: +1,0 % (28.358 Opfer)

Rückgänge:

  • Bremen/Bremerhaven: –3,7 % (3.514 Opfer)
  • Saarland: –2,7 % (3.890 Opfer)
  • Mecklenburg-Vorpommern: –1,6 % (5.249 Opfer)

Gesellschaftliches Problem, keine Privatsache

Vertreterinnen und Vertreter der Landesregierungen betonen, dass Gewalt im häuslichen Umfeld nicht als privates Thema abgetan werden dürfe. Es handle sich um schwere Straftaten, die konsequent verfolgt werden müssten. Der Appell: Gemeinsam hinschauen, handeln und Opfern den Weg zur Hilfe erleichtern.

Fußfessel als Schutzmaßnahme – Niedersachsen zieht nach

Um Opfer besser zu schützen, plant Niedersachsen die Einführung elektronischer Fußfesseln für Täter. Das System orientiert sich am spanischen Modell: Mittels GPS wird der Abstand zwischen Täter und potenziellem Opfer überwacht. Bei Verstoß erfolgt automatisch eine Alarmierung der Polizei. In Hessen und Sachsen ist diese Maßnahme bereits eingeführt. Auf Bundesebene wird derzeit über eine einheitliche rechtliche Grundlage diskutiert.

Sozialverbände: Technik allein reicht nicht

Sozialverbände wie die Diakonie und die Caritas fordern statt verspäteter technischer Maßnahmen einen deutlichen Ausbau von Beratungsangeboten und Frauenhäusern. Zudem brauche es einen gesellschaftlichen Konsens: Gewalt in Paarbeziehungen sei kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen, das frühzeitig unterbunden werden müsse.


Präventionshinweise und Hilfsangebote

  • Häusliche Gewalt darf nicht verschwiegen werden – holen Sie sich Unterstützung.
  • Kostenfreie Hilfe rund um die Uhr:
    Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 116 016
    Hilfetelefon für Männer: 0800 123 9900
  • Vertrauliche Beratung bieten Opferhilfeorganisationen wie der WEISSE RING sowie Frauenhäuser.
  • In akuten Gefahrensituationen wählen Sie die Notrufnummer 110.
0 0