Die Zahl der registrierten Fälle häuslicher Gewalt ist in Niedersachsen im Jahr 2024 um 12,3 Prozent gestiegen – das ist der höchste Anstieg im bundesweiten Vergleich. Über 30.000 Betroffene wurden im Land polizeilich erfasst. Häufig handelt es sich bei den Täterinnen und Tätern um Partner, Ex-Partner oder Angehörige. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Fachstellen warnen zudem vor einer hohen Dunkelziffer, da viele Opfer aus Angst oder Scham keine Anzeige erstatten.
Innenministerin Daniela Behrens (SPD) erklärte dazu:
„Die steigende Zahl der Fälle häuslicher Gewalt treibt mich massiv um. Gewalt in den eigenen vier Wänden ist keine Privatsache – es sind Straftaten, gegen die der Staat entschieden vorgehen muss. Niedersachsen wird hier nicht tatenlos zusehen.“
Im Bundesländervergleich zeigen sich teils deutliche Unterschiede:
Stärkste Anstiege:
Geringste Zunahmen:
Rückgänge:
Vertreterinnen und Vertreter der Landesregierungen betonen, dass Gewalt im häuslichen Umfeld nicht als privates Thema abgetan werden dürfe. Es handle sich um schwere Straftaten, die konsequent verfolgt werden müssten. Der Appell: Gemeinsam hinschauen, handeln und Opfern den Weg zur Hilfe erleichtern.
Um Opfer besser zu schützen, plant Niedersachsen die Einführung elektronischer Fußfesseln für Täter. Das System orientiert sich am spanischen Modell: Mittels GPS wird der Abstand zwischen Täter und potenziellem Opfer überwacht. Bei Verstoß erfolgt automatisch eine Alarmierung der Polizei. In Hessen und Sachsen ist diese Maßnahme bereits eingeführt. Auf Bundesebene wird derzeit über eine einheitliche rechtliche Grundlage diskutiert.
Sozialverbände wie die Diakonie und die Caritas fordern statt verspäteter technischer Maßnahmen einen deutlichen Ausbau von Beratungsangeboten und Frauenhäusern. Zudem brauche es einen gesellschaftlichen Konsens: Gewalt in Paarbeziehungen sei kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen, das frühzeitig unterbunden werden müsse.