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Harburg (Kreis)
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Studie des LKA NRW: Hunderte Femizide in zehn Jahren

Hintergrund der Untersuchung

Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) hat im Auftrag des Innenministeriums erstmals eine umfassende Analyse zu Femiziden veröffentlicht. Grundlage waren Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik von 2014 bis 2023 sowie Interviews mit Fachleuten aus Polizei, Justiz, Wissenschaft und Opferschutz. Ziel war es, Motive und Hintergründe geschlechtsspezifischer Tötungen zu beleuchten und Maßnahmen zur Prävention abzuleiten.

Ergebnisse der Studie

  • 1.666 Fälle von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten an Frauen wurden in NRW erfasst.
  • Davon wurden 522 als Femizide eingestuft, bei denen 235 Frauen starben.
  • In 87 Prozent der Fälle handelte es sich um Beziehungstaten – meist durch aktuelle oder ehemalige Partner.
  • 99 Prozent der Täter waren Männer, häufig geprägt von patriarchalem Denken, Kontrolle und Besitzansprüchen.
  • Ein häufiger Auslöser war eine bevorstehende oder vollzogene Trennung.

Politische Reaktionen

Innenminister Herbert Reul betonte, dass Femizide oft das Ergebnis jahrelanger Gewalt seien und entschlossenes Handeln erforderten. Gleichstellungsministerin Josefine Paul wies auf die hohe Dunkelziffer häuslicher Gewalt hin und kündigte an, Schutzstrukturen weiter auszubauen. Das neue Gewalthilfegesetz soll betroffenen Frauen einen Rechtsanspruch auf Hilfe sichern.

Präventionsansätze

Laut Studie sind folgende Maßnahmen entscheidend, um Femizide zu verhindern:

  • Gleichstellungsorientierte Erziehung bereits in Kindheit und Schule
  • Bessere Sensibilisierung der Gesellschaft für häusliche Gewalt
  • Niedrigschwelliger Zugang zu Frauenhäusern und Beratungsstellen
  • Engere Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz und Hilfseinrichtungen
  • Ausbau von Schutzmaßnahmen wie elektronische Überwachung gefährlicher Täter


Präventionstipps und Hilfsangebote

  • Bei akuter Gefahr: Notruf 110 wählen.
  • Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 08000 116 016 – rund um die Uhr, anonym und mehrsprachig.
  • WEISSER RING "Opfer-Telefon": 116 006 bundesweit., kostenfrei. anonym. 7 Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr.
  • Frauenhäuser, Beratungsstellen und Polizei bieten direkte Unterstützung und Schutzmaßnahmen.
  • Wachsamkeit im Umfeld: Auch Angehörige, Freunde und Kolleginnen können helfen, indem sie Anzeichen von Gewalt ernst nehmen und Unterstützung anregen.

 

Der Ergebnisbericht der Studie ist hier online abrufbar

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