Das Niedersächsische Justizministerium hat gemeinsam mit der Beratungsorganisation HateAid eine Qualifizierungsoffensive gegen bildbasierte sexualisierte Gewalt gestartet. Rund 220 Fachkräfte aus Justiz, Polizei, Opferhilfe und Beratungsstellen nehmen an den Schulungen teil. Ziel ist es, Betroffene besser zu schützen und Täter konsequent strafrechtlich zu verfolgen.
Laut Bundeslagebild 2023 ist die Zahl der Betroffenen im Bereich digitaler Gewalt innerhalb eines Jahres um 25 Prozent gestiegen, im Fünfjahresvergleich hat sie sich sogar mehr als verdoppelt. Besonders betroffen sind Frauen und Mädchen. Studien zeigen, dass fast jede zweite junge Frau bereits unerwünscht intime Fotos erhalten hat.
Bei bildbasierter sexualisierter Gewalt werden Fotos und Videos ohne Einwilligung verändert, verfälscht oder verbreitet – häufig mithilfe künstlicher Intelligenz. Die Opfer verlieren die Kontrolle über ihr Bildmaterial, was zu massiven psychischen Belastungen führen kann. Angst, Rückzug und Scham sind häufige Folgen, in schweren Fällen droht sogar Suizidgefahr.
Das Justizministerium fordert eine bessere rechtliche und psychologische Unterstützung für Betroffene sowie die Ausschöpfung aller strafrechtlichen Mittel. Auch bundesweit wächst der Handlungsdruck: Die Justizministerkonferenz hat die Bundesregierung gebeten, Strafbarkeitslücken zu schließen und das Sexualstrafrecht zu erweitern.
Mit der Stiftung Opferhilfe und elf regionalen Büros verfügt Niedersachsen bereits über ein dichtes Netz an Beratungsstellen. Dieses soll künftig eng mit Polizei, Staatsanwaltschaft und weiteren Meldestellen zusammenarbeiten, um Betroffene wirksam zu unterstützen.