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Harburg (Kreis)
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Gefährliche Codes im Netz

Zwischen scheinbar normalen Online-Inseraten tauchen immer wieder kryptische Abkürzungen wie „TG-T“ auf. Dahinter verbergen sich sogenannte „Taschengeld-Treffen“ – eine besonders perfide Form der sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen. Was wie ein freiwilliger Nebenverdienst wirkt, ist strafbarer sexueller Missbrauch.

So funktioniert die Masche

Die Kontaktaufnahme erfolgt meist über Online-Kleinanzeigen, Dating-Apps oder soziale Netzwerke. Täter nutzen Codes wie „TG-T“ („Taschengeld-Treffen“) oder „BMB“ („Bitte mit Bild“), um sexuelle Handlungen gegen Geld oder Geschenke anzubahnen. Nach kurzer Zeit wird die Kommunikation häufig auf private, verschlüsselte Messenger verlagert. Diese digitale Anonymität erschwert es Eltern und Bezugspersonen, frühzeitig Warnsignale zu erkennen.

Warum Kinder und Jugendliche besonders gefährdet sind

Viele Betroffene stoßen über Gleichaltrige oder soziale Medien auf solche Angebote. Neugier, Unsicherheit, der Wunsch nach Anerkennung oder Geld machen Minderjährige anfällig. Häufig ist ihnen nicht bewusst, dass es sich um Prostitution und sexuelle Ausbeutung handelt – unabhängig davon, ob sie die Situation zunächst als freiwillig empfinden.

Zusätzlich finden die Treffen oft in ungeschützten Räumen statt, etwa in Autos oder privaten Wohnungen. Das Risiko von Übergriffen, Gewalt, Erpressung oder Nichtbezahlung ist hoch.

Warnsignale, die ernst genommen werden sollten

Veränderungen im Verhalten oder Alltag können Hinweise auf eine Gefährdung sein, zum Beispiel:

  • auffällig sexualisierte Kleidung oder Selbstdarstellung
  • starker Rückzug von Familie und Freundeskreis
  • Geheimhaltungsdruck, z. B. durch Zweithandys
  • Schulvermeidung oder Leistungsabfall
  • starke Stimmungsschwankungen
  • unerklärliche Geldbeträge oder Geschenke
  • Hinweise auf körperliche oder seelische Verletzungen

Diese Anzeichen können auch andere Ursachen haben. Entscheidend ist, Veränderungen wahrzunehmen und sensibel anzusprechen.

Richtig reagieren bei Verdacht

Erwachsene sollten ruhig bleiben, Vertrauen zeigen und offene Fragen stellen – ohne Druck oder Vorwürfe. Wichtig ist:

  • dem Kind zuzuhören und Glauben zu schenken
  • keine detaillierten Nachfragen zum Tatgeschehen zu stellen
  • deutlich zu machen, dass Hilfe möglich ist und keine Schuld besteht
  • professionelle Unterstützung hinzuzuziehen

Eine sachgerechte Befragung sollte immer Fachstellen überlassen werden.

 

Prävention: So können Erwachsene schützen

  • Offen über Risiken sprechen: 
    Altersgerechte Gespräche über digitale Gefahren stärken Kinder.
  • Codes und Maschen kennen: 
    Wissen über Begriffe wie „TG-T“ hilft beim Einordnen.
  • Vertrauensbasis schaffen: 
    Kinder sollen wissen, dass sie sich jederzeit an Erwachsene wenden können.
  • Hilfe frühzeitig nutzen: 
    Beratungsstellen unterstützen anonym und kostenfrei.

Wichtige Präventionshinweise für Jugendliche

  • „Taschengeld-Treffen“ sind immer sexuelle Ausbeutung – auch ohne Zwang.
  • Lass dich nicht unter Druck setzen und halte solche Kontakte nicht geheim.
  • Sprich mit einer Vertrauensperson, wenn dir etwas komisch vorkommt.
  • Nutze anonyme Hilfsangebote – Unterstützung ist jederzeit verfügbar.

Sexuelle Ausbeutung im Netz ist real, aber nicht unausweichlich. Aufklärung, Aufmerksamkeit und frühe Hilfe sind der wirksamste Schutz.

 

Konkrete Hilfe und Beratung

Betroffene, Angehörige und Bezugspersonen können sich anonym und kostenfrei an spezialisierte Stellen wenden:

  • Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch
    Telefon: 0800 22 55 530
    Erreichbarkeit: Mo., Mi. & Fr. 9–14 Uhr | Di. & Do. 15–20 Uhr
    Beratung für Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte
  • Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch
    Online-Informationen und Beratungsangebote sowie eine bundesweite Datenbank mit Fachberatungsstellen
  • Nummer gegen Kummer – Kinder- und Jugendtelefon
    Telefon: 116 111
    Erreichbarkeit: Mo.–Sa. 14–20 Uhr
  • Nummer gegen Kummer – Elterntelefon
    Telefon: 0800 111 0 550
    Erreichbarkeit: Mo.–Fr. 9–17 Uhr, Di. & Do. bis 19 Uhr
  • Meldestelle „Nicht Wegsehen“ (ECPAT Deutschland)
    Anlaufstelle zum Melden sexualisierter Gewalt und Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen

Bei akuter Gefahr oder einem konkreten Verdacht auf eine Straftat sollte umgehend die Polizei informiert werden.

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